Tangerine Dream - 1984 Poland (The Warsaw Concert)
Edgar Froese synthesizers,computer,sequencers,digital drums
Chris Franke synthesizers,emulator,sequencers,drum computer
Johannes Schmoelling synthesizers,computer,sequencer,digital drums
1. Poland 22.00
2. Tangent 19.52
3. Barbakane 13.49
4. Horizon 20.49
Rezension: Siggy Zielinski
Waren die auf "Logos Live" festgehaltenen Versuche, die aus den 70ern wohlbekannten Elektronik-Konzepte mit kommerziellen, poppigen Melodien zu vermengen noch recht unbeholfen, was zu wiederholten Stilbrüchen führte, so kristallisiert sich auf "Poland-The Warsaw Concert", eine bemerkenswerte Synthese, eine Schnittmenge aus beiden Welten, heraus. Am deutlichsten wäre dieses auf "Poland", dem Titelstück zu hören.
Das Album läßt vielleicht die soundtechnisch-metaphysische Tiefe der früheren TD-Platten vermissen, dafür wurden wiederum die populären Elemente klangtechnisch veredelt und musikalisch in das Gesamtwerk integriert. Unter diesem Kompromiss leidet gelegentlich der musikalische Anspruch ein wenig. Wenn man allerdings das sperrige Werk in einem Stück geniessen will, so erscheinen die poppigeren Themen nicht immer ganz verkehrt.
Für das Warschauer Konzert von "Poland", das bei Minus-Temperaturen stattfand, (was die Musiker übrigens zum Gebrauch von fingerlosen Wollhandschuhen zwang) hat das Trio über 80 Minuten an neuer Musik vorbereitet. Einer der beeindruckenden Momente dieses Albums bleibt für mich beispielsweise das melancholische, mit schleppendem Tempo versehene Anfangsthema von "Tangent". Wer hören will, wie sich völlig unpeinlicher Elektronik-Pop anhören sollte, der spitze seine Lauscher bei der 10ten Minute von "Tangent". Diejenigen Zeitgenossen, die bei dem Begriff "Elektronik-Pop" bereits Verrat an musikalischer Wahrheit wittern, werden dieses Album allerdings nicht als Ganzes zu schätzen wissen. Für diese Hörerschaft gäbe es hier genug Momente, die eben noch an Tangerine Dream Ende der 70er erinnern, wie z.B. der Anfang von "Barbakane" oder das Stück "Horizon".
"Poland" gehört für mich zu den zugänglichsten Werken der Band, ohne dass man allzu große Qualitätsbedenken haben müßte. Leider ist die Einzel-CD-Ausgabe etwas kürzer als die ursprüngliche Doppel-LP.